GAF
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Aktuelle Ausstellung
»Verweilter Augenblick«
Fotografien von Hansgert Lambers
Mit Unterstützung durch die GAF
Ausstellungseröffnung am Mittwoch, den 02. April 2025, 19:00 Uhr
Ausstellung vom 03. April - 04. Mai 2025, Do. bis So. von 12 bis 18 Uhr
die GAF ist auch über die Osterfeiertage einschließlich Ostermontag geöffnet
Obwohl Hansgert Lambers 1937 in Hannover geboren wurde, ist er bis heute den meisten Hannoveranern - auch den Fotointeressierten - unbekannt. Lambers war Fotograf, bezeichnete sich selbst als »Liebhaber der Fotografie« und war auch als Verleger (ex pose Verlag), Herausgeber und Rezensent tätig.

Nach dem Abitur entschied er sich jedoch für ein Ingenieurstudium an der Technischen Universität Berlin (1957-1963) und arbeitete bis 1993 bei IBM. Von 1967 bis 1974 war er an der Installation von Großrechnern in sozialistischen Ländern, unter anderem in der ČSSR, beteiligt. Durch seine Mutter, eine Fotografin, kam er in Hannover erstmals mit der Fotografie in Berührung.

In der ČSSR entdeckte Lambers nach dem Studium erneut seine Leidenschaft für die Fotografie. Im Mittelpunkt stand für Lambers immer der Mensch, auch in seinen Landschaftsaufnahmen, die stets menschliche Spuren und Handlungen dokumentieren. In seinen urbanen Räumen richtet sich der Blick auf Texturen und architektonische Details, die oft in bizarrem Kontrast zueinander stehen. Als »sorgfältig geplant« beschreibt der schottische Fotohistoriker Ian Jeffrey Lambers’ Fotografien und die Autorin Irene Bazinger weist in ihrem Essay "Die Stadt als Bühne" auf die theatralischen Aspekte in Lambers’ Fotografien hin. Wenn Lambers bewusst fotografierte, war er mit seiner Leica ausgerüstet, bei allen anderen Gelegenheiten hatte er immer eine kleine Minox dabei, um keinen Moment zu verpassen.

Hansgert Lambers hat sich vor allem der Schwarzweißfotografie verschrieben, die, wie die österreichische Fotografin Christine de Grancy betont, »eine ganz andere Ernsthaftigkeit und Konzentration« vermittelt. Man spürt in seinen Bildern ein humanistisches Interesse am Menschen. Lambers verzichtet auf Denunziation und zeigt in seinen Fotografien Glück, Erotik, Trauer und die Mühsal des Lebens als grundlegende Aspekte menschlicher Existenz.

Ob er die Anonymität riesiger Wohnsiedlungen mit der einsamen Präsenz eines Kindes oder das kleine, intime Glück in einer unwirtlichen Umgebung in Ostrava einfängt, in seinen Bildern ist die Empathie für die Menschen spürbar. Selbst in irritierenden oder verstörenden Momenten wie dem eines Arbeiters, der aus einem unterirdischen Schacht steigt, spiegelt sich Lambers’ tiefes Interesse am Menschen wider. Das Bild zeigt den Arbeiter vor der Gedenkstätte von Auschwitz - ein stiller Moment, der die Anstrengung und vielleicht auch den Konflikt mit seiner Arbeit und dem Ort vermittelt.

Lambers’ Fotografie ist eine Form der Interaktion - ein »fotografisches Impromptu«, das von Leidenschaft und Sympathie für seine Motive geprägt ist. Heute ist die Straßenfotografie jedoch schwieriger geworden, da das unkontrollierte Teilen von Bildern in den sozialen Medien zu Misstrauen geführt hat. Mit dieser Ausstellung möchten wir Lambers’ Werk bekannter machen und gleichzeitig die Bedeutung der erzählenden Straßenfotografie für das Verständnis von Mensch und Gesellschaft unterstreichen - gerade in einer Zeit, in der Fotografen dieses Genres zunehmend mit Ablehnung konfrontiert werden.

Die Ausstellung wurde kuratiert von Matthias Reichelt.

Am 23. Juni 2024 verstarb Hansgert Lambers in Berlin. Sein fotografischer Nachlass befindet sich in der Deutschen Fotothek in Dresden.



Galerie für Fotografie in der Eisfabrik (GAF)
Seilerstraße 15d
30171 Hannover
Der Eintritt ist frei.
Telefon: 0511-89977313
E-Mail: galerie@gafeisfabrik.de
Facebook: www.facebook.com/gafeisfabrik
Instagram: www.instagram.com/gaf_eisfabrik